Nein sagen üben - 7 nützliche Tipps, um im Beruf für dich einzustehen

Nein sagen üben - 7 nützliche Tipps, um im Beruf für dich einzustehen

Warum es dir so schwer fällt in deinem Job Nein zu sagen und wie du es lernen kannst, ohne schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle zu haben

Kennst du das so oder so ähnlich auch? 

Du bist gerade am arbeiten, da kommt ein Mitglied deines Teams zu dir und bittet dich darum eine Präsentation zu einem bestimmten Thema bis Morgen zu erstellen und durchzuführen, obwohl das eigentlich gar nicht in deinen Aufgabenbereich fällt und du mit deinen eigenen Aufgaben eigentlich schon genug zu tun hast. Deshalb möchtest du diese Aufgabe eigentlich nicht übernehmen, stimmst aber dennoch zu. 

Oder ein anderes Beispiel:

Deine Führungskraft möchte von dir, dass du bei eurer nächsten Weihnachtsfeier die Moderation für den Abend übernimmst. Du fühlst dich damit aber unwohl, da du aufgrund der leisen und introvertierten Anteile deiner Persönlichkeit nicht gerne im Mittelpunkt stehst. Stattdessen wäre es dir lieber dich an der Organisation zu beteiligen. Dennoch sagst du deiner Führungskraft zu.  

Falls du dich in einer ähnlichen Situation wiederfindest und es dir schwer fällt nein zu sagen, bist du nicht allein. Auch ich hatte in meiner Vergangenheit im Beruf Schwierigkeiten damit. Im Laufe der Zeit fühlte ich mich damit jedoch immer unwohler und wollte endlich mein Nein auch besser kommunizieren können, um somit für mich, meine Werte und Grenzen einzustehen. Somit begab ich mich auf Spurensuche nach möglichen Gründen, warum das so ist und was man dagegen tun kann. Dies werde ich dir nun näher erläutern.

Warum solltest du auch mal Nein sagen?

So kurz dieses Wort auch aussehen mag, aber es hat großen Einfluss auf dein individuelles Glück und Wohlbefinden. Vor allem denjenigen leisen und introvertierten Menschen, die viel nachdenken und über ein hohes Einfühlungsvermögen verfügen kann es passieren, dass sie viel seltener Nein sagen, als sie eigentlich möchten oder ihnen gut tut. Denn auch für leise und introvertierte Menschen ist es wichtig, dass sie auf sich und ihre Bedürfnisse achten. Somit ist ein Nein  zu anderen Menschen auch immer gleichzeitig ein Ja zu dir selbst und dem was dir gut tut.

Warum es so schwer ist Nein zu sagen

Es gibt eine Vielzahl von Gründen und Ursachen die es dir erschweren Nein sagen zu können. 7 Gründe davon werden nun im Folgenden näher erläutert: 

 Grund 1: Angst an Anerkennung zu verlieren

Dir ist es wichtig, dass deine Arbeit von deinen Kolleg:innen oder dein Führungskraft anerkannt oder wertgeschätzt wird. Deshalb traust du dich nicht Nein zu sagen, da du Angst hast, dass du dich dadurch unbeliebt machen könntest, ausgegrenzt wirst oder es anderweitig Konsequenzen geben könnte. Vielleicht hast du auch Angst dadurch deinen Job zu verlieren oder du willst nicht anecken. Dies kann dadurch entstehen, dass du gelernt hast, dass Hilfe nicht ausgeschlagen werden soll, da das herzlos sei, oder du dich durch das Erfüllen einer Bitte geschmeichelt fühlst. Dabei kann es passieren, dass dein Gegenüber auf Dauer versucht, das auszunutzen und du deinen Selbstwert mit der Zeit von der Meinung anderer abhängig machst.

Grund 2: Andere Menschen vor den Kopf stoßen

Dir fällt vor allem Nein sagen ohne Begründung schwer, da du Kolleg:innen, deine Führungskraft oder deine Kund:innen nicht enttäuschen möchtest. Zusätzlich willst du dadurch vermeiden, dass diese sauer oder wütend auf dich werden.  Falls du unter Umständen keine Konflikte magst und  Wert auf Harmonie legst versuchst du durch häufiges Ja sagen diese zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Auf die Dauer schadet dir dies jedoch viel mehr als das Austragen von Konflikten.

Grund 3: Grenzen setzen und für diese einstehen

Vielleicht hast du in deiner Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass deine Nein nicht akzeptiert und auch etwaige deiner Grenzen von anderen Menschen immer wieder übertreten wurden. Zusätzlich hast du nicht gelernt, oder es verlernt, gut auf deine Grenzen zu achten, für diese Einzustehen und sie klar und deutlich zu kommunizieren.
Grund 4: Gefühl egoistisch zu sein

Du möchtest mit deinem Nein nicht als egoistisch bei deinen Kolleg: innen oder Führungskraft gelten, da du gelernt hast, dass dies in der Gesellschaft verpönt sei. Es kommt jedoch immer auf die Ausprägung des Egoismus an. Denn ein „gesunder Egoismus“ ist für deine psychische und körperliche Gesundheit enorm wichtig. Damit ist gemeint, dass du auf dich achtest, deine Bedürfnisse erfüllst, lernst dich abzugrenzen und zu Dingen nein zu sagen, die dir nicht guttun.

Grund 5: Angst etwas zu verpassen

Du stimmst der Teilnahme an jeder Veranstaltung oder Event in deiner Arbeit zu, auch wenn du mal keine Lust darauf hast. Denn du möchtest nichts verpassen, was für deine Karriere förderlich sein könnte, oder du später bereuen könntest. Was da zusätzlich mit hineinspielen könnte sind Bedenken, dass du aufgrund dessen nicht dazu gehörst, oder von deinen Kolleg: innen ausgegrenzt wirst. Diese so genannte Angst etwas zu verpassen, wird als „Fear of missing out“ (hier ist der Begriff auf Wikipedia näher erklärt) bezeichnet.

Grund 6: Erfahrungen aus der Kindheit

Vielleicht hast du auch schlechte Erfahrungen aus deiner Kindheit damit, dass dein Nein von deinem Umfeld nicht immer ernst genommen wurde. Dadurch hast du gelernt, dass von dir erwartet wird dich anzupassen. Dies kann zur Folge haben, dass du glaubst die Konsequenz deines Neins sei Kontaktabbruch oder Liebesentzug.  Deshalb sind dir die Meinungen beziehungsweise was andere Personen über dich denken, sehr wichtig und du richtest dein Leben zumindest teilweise danach aus. Somit machst du deinen Selbstwert vom Denken und den Meinungen deiner Mitmenschen und insbesondere deiner Kolleg: innen abhängig und hast deshalb wenig Selbstbewusstsein.

Grund 7: Angst durch ein Nein Stärke zu zeigen 

Du hast durch dein Nein schon öfter herausfordernde Situationen hervorgerufen und deshalb die Einstellung angenommen, dass du kein Recht darauf hast Nein zu sagen, oder das es für deine Situation verantwortlich ist. Genauso gut kann aber auch ständiges Ja- sagen für dich unangenehme Situationen und Gefühle hervorrufen, wie beispielsweise Überforderung durch zu viele Aufgaben die dir übertragen wurden, oder auch ein Gefühl des ausgenutzt werden durch deine Kolleg: innen oder der Führungskraft. Durch ein Nein zeigst du Stärke. Damit ist nicht gemeint dass du versuchen solltest deine Mitmenschen zu manipulieren oder anzugeben, sondern deine Integrität (hier ist der Begriff auf Wikipedia näher erklärt) zu bewahren und zu wissen wer du bist und für dich einstehst.

Jetzt fragst du dich bestimmt: Nun weiß ich über häufige Ursachen bescheid, warum es mir so schwer fällt, aber wie um alles in der Welt kann ich denn nun nein sagen lernen?

Deshalb sind im Folgenden 7 Tipps, wie ein Nein dein Leben verändern kann und warum nein sagen üben so wichtig ist:

Tipp 1: Bitte um Bedenkzeit

Diese muss nicht unbedingt eine konkrete Zeitangabe beinhalten. Denn so antwortest du nicht einfach aus dem Affekt heraus, sondern du hast Zeit dir zu überlegen, ob du das, was an dich herangetragen wurde auch wirklich möchtest oder auch nicht und kannst in dich hineinfühlen wie es dir damit geht. So kannst du zum Beispiel folgendermaßen höflich auf eine Bitte antworten: Vielen Dank, dass du dabei an mich gedacht hast. Ich werde darüber nachdenken und gebe dir dann morgen Bescheid.

Tipp 2: Reflektiere wie es dir mit einem Nein von Anderen geht

Überlege dir, wie du selbst mit einem Nein von anderen Menschen bei deiner Arbeit umgehst. Stelle dir dazu am besten folgende Fragen:

  • Was macht das mit mir und welche Gefühle ruft das Nein meines Gegenübers in mir hervor?

Auch wenn es in dir unangenehme Gefühle hervorrufen sollte, ist das völlig in Ordnung. Denn diese dürfen gefühlt und wahrgenommen werden. Entscheidend dabei ist, wie du trotz dieser Gefühle mit deinem Gegenüber umgehst.

  • Was könnte hinter dem Nein der anderen Person stecken? Was kann ich dabei für mich abschauen bzw. lernen? Dabei spielt der richtige Grund der anderen Person keine Rolle. Das heißt du brauchst sie auch nicht konkret danach fragen. Es geht primär wie gesagt darum, anhand der konkreten Situation für dich abzuleiten, was für dich persönlich zum nein sagen üben hilfreich ist.
Tipp 3:  Setze dich mit deinen  Gedanken und Einstellungen auseinander

Denke über den genauen Grund nach, warum du zu einer oder mehrere Aufgaben aus deiner Arbeit Nein sagen möchtest und wie es dir damit geht. Auch hier sind wieder alle Emotionen in Ordnung und dürfen von dir wahrgenommen und gefühlt werden. Wichtig dabei ist, dass du dich von eventuell auftretenden unangenehmen Gefühlen nicht dazu verleiten lässt, doch „ja“ statt „nein“ zu sagen. Anschließend überlegst du dir, was die Konsequenzen für dich wären, wenn du dennoch zustimmen würdest und ob es dir das wert ist. Ein zusätzlicher Tipp: Überlege dir, was das Schlimmste wäre, was dir in der konkreten Situation bei einem Nein passieren könnte, und hinterfrage dies. Dabei kann es sein, dass es für dich doch gar nicht mehr so schlimm aussieht, wie du ursprünglich gedacht hast und du sogar positive Aspekte daraus ableiten kannst.

Tipp 4: Auf dich achten und Grenzen setzen lernen

Versuche dich selbst gut kennen zu lernen und beschäftige dich mit dir selbst. Finde heraus, was deine Bedürfnisse sind, welche Werte dir für deinen Beruf wichtig sind und worauf du zusätzlich noch wert legst. Daraus leitest du dann deine Grenzen ab und warum es dir wichtig ist, dass diese nicht überschritten werden. Anschließend überlegst du dir eine berufliche Situation aus deiner Vergangenheit, bei der eine Grenze überschritten wurde und warum. Arbeite anhand dessen Verhaltensweisen oder Sätze aus, die du in Zukunft anwenden kannst, um deine Grenzen zu wahren. Denn wenn du dich selbst gut kennst und weißt, was du möchtest, wirst du dir selbst bewusst und erhöhst somit dein Selbstvertrauen. Dadurch fällt dir auch nein sagen üben viel leichter und du lernst  für dich einzustehen.

Tipp 5: Habe zu Beginn nicht zu hohe Erwartungen

Wenn dir „Nein sagen“ schwer fällt und du daran arbeiten möchtest, erwarte bitte nicht, dass es von heute auf Morgen sofort klappt, sondern gib dir Zeit zu üben und erkenne auch kleine Erfolge und Schritte für dich an. Denn dann bist du auch motivierter auch dran zu bleiben und deine Ziele wirklich umzusetzen. Aber bitte setze dich nicht unter Druck oder gib nicht gleich auf, wenn während des Nein sagen lernen es mal nicht klappt so wie du es erwartest. Ärgere dich nicht darüber, sondern rufe dir in diesem Fall deine bisher erreichten Erfolge wieder ins Gedächtnis.

Tipp 6: Lerne Nein sagen ohne dein Gegenüber zu verletzen

Übe Nein zu sagen ohne dein Gegenüber vor den Kopf zu stoßen. Überlege dir für ähnliche Situationen bestimme Sätze die du dann immer wieder sagen kannst. Überlege dir Formulierungen, die dein Nein deutlich machen, aber dein Gegenüber nicht verletzen.

Tipp7: Nein sagen üben

Übe Nein sagen in bestimmten Situationen mit einer Person aus deinem vertrauten Kreis im Rollenspiel. Überlegt euch dabei gemeinsam verschiedene berufliche Situationen in denen jede:r von euch dann anschließend eine bestimmte Rolle übernimmt und ihr somit genmeinsam nein sagen übt. Gebt euch dabei wertschätzendes Feedback was gut und was nicht so gut gelaufen ist.

Und denke daran: Du musst dein Nein nicht immer begründen. Denn ein Nein zu Anderen ist immer auch gleichzeitig ein Ja zu dir selbst. 

Hi, ich bin Tanja,

mein Herz schlägt für eine positive Arbeitswelt. 

Auf diesem Blog findest du deshalb inspirierende Beiträge aus den unterschiedlichen  Themengebieten der positiven Psychologie. 

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